Mit der Kampagne „Kassel feiert Karneval“ informiert die „Gemeinschaft Kasseler Karnevalgesellschaften“ vor dem Start der heißen zweiten Phase des Session 2023/24 über die Bedeutung des Karnevals in Kassel. Es gibt Fotos und Teaser in den Sozialen Medien, die geteilt und gelikt werden können.
Der auf den ersten Blick vielleicht verwirrende Slogan soll selbstbewusst neugierig machen. Denn Kassel gilt nicht als Hochburg und hat doch so viel zu bieten. Sei es aktuell im Saal, beim Festumzug mit Rathaussturm, der Närrischen Stadtverordnetenversammlung, für Senioren, in Kindergärten und mit und für Menschen mit Behinderung. Sie sollen ja so stur sein, die Nordhessen! Und Karneval feiern die auch? Ja und wie! Da gibt es sogar – man möchte es kaum glauben – eine auf 600 Jahre zusteuernde Tradition! Chronisten sprechen von einer Urkunde aus dem Jahre 1431, die mit dem so genannten „Brotreichentag“ den Kasseler Karneval begründete. An diesem Brotreichenstag (Donnerstag vor Rosenmontag) wurden die Schüler nebst Schulmeistern, aber auch die Bademägde (die Hostessen jener Zeit) vom Magistrat zu Brot, Speck, Kalbfleisch, Kraut, Nüssen, Käse, Wurst, Schmalz und Bier eingeladen! Jener Brotreichenstag anno 1431 ist aber besonders erwähnenswert. Der junge Landgraf Ludwig II., der Friedsame, hatte wenige Jahre zuvor durch den Sieg von Englis des Landes Ruhe gesichert. In der Fastnacht des Jahres 1431 zeigte er seinen Kasseler Landeskindern seine Verbundenheit und Dankbarkeit. „Freude herrscht in Kassels Hallen, Freude in des Volkes Brust, Jubeltöne hört man schallen zu der schönsten Fastnachtslust.“ So beginnt ein Gedicht, das am Rosenmontag des Jahres 1812 dem König von Westfalen, Napoleons Bruder Jerome, überreicht wurde. Solch einen Karneval hatte Kassel bisher noch nicht erlebt. Auf Schloss Wilhelmshöhe liebte man besonders die Maskenbälle. Bis zu sechzehnmal wechselte „König Lustig“ in einer Nacht das Kostüm. Die Bevölkerung aber eroberte in Maske und Kostüm die Straßen. Ein Umzug der Metzger mit einem geschmückten Ochsen und einer Riesenwurst, die der König und seine Gattin gnädigst zum Geschenk annahmen, bildeten den Höhepunkt.
Schon 1863 hatte der beliebte Seifenfabrikant Christian Reul den „Carnevalsverein“ gegründet. Erstmalig gab es nun auch in Cassel nach rheinischem Muster ein „Elfer Comitä“. Die Veranstaltungen des Vereins begeisterten so, dass 1865 bereits eine Aufnahmebeschränkung für Mitglieder erwogen werden musste. Dabei war der Eintrittsbeitrag so hoch wie ein Wochenlohn eines Arbeiters. Weitere Vereinsgründungen folgten. So u.a. der „Columusrat“, eine Art Prinzengarde, aus deren Mitte der Prinz, „Columus“ genannt, gewählt wurde und die „NG“ = „Namenlose Gesellschaft“. Unter Mithilfe der preußischen Garnison konnten riesige Karnevalsumzüge veranstaltet werden. Allein der Prospekt des Zuges von 1886 im Postkartenformat aneinandergereiht, hat eine Länge von 5 Metern = Bilder von 51 Gruppen und Wagen. Diese Vereine jedoch überlebten nicht die Jahrhundertwende. Sie wurden abgelöst vom Verein der Rheinländer. Ursprünglich eine Vereinigung von nach Kassel versetzten Polizeibeamten. Das Gründungsdatum der heute noch bestehenden Karnevalgesellschaft ist der 1. Oktober 1892. Nach dem 2. Weltkrieg gründete sich die „Gemeinschaft Kasseler Karnevalgesellschaften“.
Mehr zur Geschichte des Kasseler Karnevals gibt es hier: https://www.kassel.de/buerger/stadtgeschichte/lokales/karneval-in-kassel.php
Mehr zum Karneval in Kassel auf http://www.facebook.de/karnevalkassel