• Folge uns auf:

Aktuelles

Fastenpredigt von Pfarrer Dirk Stoll beim Ausklang am Faschingsdienste vor Mitternacht

Traditionell beendet die Gemeinschaft Kasseler Karnevalgesellschaften die Session mit der „Fastenpredigt“ von Pfarrer und Ehrensenator Dirk Stoll. Wir dokumentieren sie hier als Video von Désirée Stoll und darunter auch als Text.

Noch ist es nicht ganz so weit:
Bis Aschermittwoch ist noch Zeit.
Da laßt uns noch den Frohsinn leben,
Bevor dann danach wohl streben
Mit Jesus auf dem Weg der Leiden
Den Gedanken an Leiden nicht vermeiden.
Doch vorher laßt uns noch mal sehn,
Was bisher alles ist geschehn.

Im Rathaus geht’s jetzt frostig zu:
Geselle-igkeit, die hat nun Ruh.
Keine frohen Sparring-Runden,
Die da dauern viele Stunden.

Statt dem ganzen Boxring-Pfuhl
Will nun Jamaica running cool
So gibt es nach der OB-Wahl
Im Rathaus einen Eiskanal.

Der steht jetzt da – in vielen Farben,
eßbar auch, man muß nicht darben:
Denn „Schöller“ steht, wie jeder weiß,
für allerbestes Speiseeis.

Das „Wohnzimmer“ ist nun passé,
Dafür entstand als neu‘ Idee
Für’s Haus – je älter, desto döller:
Es ist nun klassisch „Pension Schoeller“.

Mit O-E, darauf legt man Wert,
Und das der Sven sich nicht beschwert
Sei es noch einmal hier genannt:
Pension Scho-eller, wohl bekannt
Für reichliches Frühstücksbuffet,
Das wirklich gut ist, wie ich seh.
Denn ich habe es schon ausprobiert
Und habe deshalb auch kapiert:

Man macht es gut, gut man es macht,
Vor all‘m, wenn Kassel singt und lacht.
Drum werden auch wiederkommen,
Wenn wir das Rathaus wieder g‘nommen!

Dafür lohnt sich schon der Rathaussturm,
Nachdem der Narren-Umzugs-Wurm
Aich durch die Straßen hat gequält
Und die Absperrungen gezählt,

Deren Zahl ist höher als der Preis,
Den man so als „Kamelle“ schmeiß(t),
Da bitten wir doch alle sehr:
Weniger Auflagen sind da mehr.

Daß da so manches lief schon gut,
Zum Dank dafür zieh ich den Hut
Wo sie konnt‘, kam uns die Stadt entgegen.
An ihr, da hat es kaum gelegen.

Nun hat sie ja ein wenig Geld
Durch Einsparungen wohl eingestellt,
Verzicht im Bahnhof auf die Türen,
Daß man beim … gleich kann spüren
Den Duft der großen weiten Welt,
die „Unisex“ für wichtig hält.

So wird dann noch mehr eingespart
Und der Prinz kann ganz apart
Sich helfen lassen dann da drin
Auch mal von der Begleiter-In.

Im Herbst war lange nicht bekannt,
wie’s um ein Prinzenpaar wohl stand.
Niemand wollte folgen da
Prinz Benno und der Andrea,
Die die Session davor so prägten.

So alle Führungskräfte sägten
Und sägten manches dicke Brett,
Jedoch war keiner da so nett,
Diesem Drängen nachzugeben
Um dann diesen Traum zu leben:

Ach, wäre ich nur ein einzig Mal
ein stolzer Prinz im Karneval.

Erlösend war, als ihr dann sagt,
Daß ihr es gerne noch mal wagt.
Da rettetet ihr die Session

Doch zeigt das ein Problem wohl schon:
Ich denke nämlich, daß Gott Jocus
Ist noch im Long-Covid-Modus!

Das zeigt sich auch bei andern Sachen:
Natürlich konnten wir viel lachen,
wir sahen manchen tollen Tanz,
mit vielem schön Kostüme-Glanz.

Ob man besser älter sei statt jung,
welche Liebhaber hab’n den besten Schwung.
Radfahrständer, ja auch gendern
Sollten sich in Kassel ändern.

Aber leider fiel da auch
Manch Mariechen auf den Bauch,
manches lief da nicht synchron
(manches andre dennoch schon)
Manches Verstolpern war dabei.

Und so stell ich fest: Ad zwei:
Daß ganz offenbar Gott Jocus
Ist wohl im Long-Covid-Modus!

Manches ging halt etwas schief,
manches wirkte depressiv:
Der Fischer wand sich voller Qual
Und wollte gar zieh’n nach Baunatal!

Spätestens das gab mir den Rest
Und somit stell ich letztlich fest:
Daß nämlich wirklich ist Gott Jocus
tatsächlich im Long-Covid-Modus!

Warum erst jetzt, so frag ich mich
Läßt er uns damit hier im Stich?
War es doch kolossal schön,
was im letzten Winter war zu sehn,
der ersten richtigen Session
nach dem langen Lockdown schon?
Da hatten wir doch richtig Schwung,
wir tobten mit Begeisterung!

Doch wie überall auch hier:
Lange Zeit, da schmeckt das Bier,
doch ist’s zu viel, dann folgt der Kater
(Die Mäuse sind gute Berater),
und der hält sich dann noch lang
bis alles kommt wieder in Gang.

Darum: Nicht lange grämen,
sich für die Fehler zu sehr schämen.
Wir packen das – auf jeden Fall
Schon im nächsten Karneval!

Bevor ich hier nun weitermache
Andrea, erklär mir mal die Sache:
Was hast mit Benno du gemacht
Daß er nun nichts mehr weiter sagt
und du nun wieder reden kannst,
als schmückend Beiwerk aus der Reihe tanzt?

Um es jetzt nicht zu vergessen:
Ihr habt ja nicht nur hier gesessen
Um manches wohl hier zu stauben ab.
Nein, ihr sammelt manche Gab,

für Menschen, die kaum Zeit
für Frohsinn finden weit und breit.
Ihr wißt ja, was nun folgen muß:
Ein Schritt nach vorn hier, denn zum Schluß
Ist es schon lange hier der Brauch
Daß die letzte Spend‘ kommt auch
Von mir hier oben – ihr wißt’s ja schon.
So ist es gute Tradition.

Schließlich b‘wahren wir auch Tradition
Wie es die Alten taten schon,
von denen es auf uns gekommen,
bevor der Tod sie uns genommen.

Sie wollen wir heut nicht vergessen,
mancher hat noch bei uns gesessen
und viele andere war’n schon da
als keiner von uns geboren war.

Ihrer wollen wir gedenken,
des Brauchtums wegen, das sie schenken
auf daß Frohsinn ewig sei,
drum von den Stühlen – eins, zwei, drei.

[Musik]

Ihr habt der Toten recht gedacht,
dem, was sie einst für uns gemacht,
nehmt alle darum Platz nun wieder.
Doch bald schon klingen andere Lieder:

Der Aschermittwoch rückt heran,
wo Jesus Christus also dann
steigt nach Jerusalem hinauf
wo die Passion dann nimmt den Lauf,
Wo er am Kreuz auf Golgatha
Zum Sühnetode sagte: „Ja!“

Damit wir all in seinem Sinn
Schreiten in Frieden gemeinsam hin:

Hier ist nicht Sklave oder Freier,
nicht Ostfriese oder Bayer,
nicht Kassel oder Baunatal:
Gemeinsam fei’rn wir Karneval!

Und damit zeigen wir zugleich
Ein Stückchen weit das Gottesreich:
Wir lieg‘n uns alle in den Armen,
zeigen auch anderen das Erbarmen
die es hier in dieser Welt
vielleicht eher am Rande hält,
und stehen dann für jene ein,
die anderen nur lästig sein:

Wer da nicht mitgeht, hat’s nicht verdient,
daß auch er wurde ausgesühnt:
Drum, wer meint, die aus dem Osten,
die würden uns doch zu viel kosten,
die aus dem Süden uns erreicht,
seien nur als Schmarotzer dort entfleucht,
der irrt sich sehr, das ist nicht gut.

Vielmehr bewundere ich deren Mut,
die in den autokrat‘schen Ländern
wollen für Rechte manches ändern,
auch wenn es sehr bedrohlich da –
und ihnen blüht auch „Golgatha“!

Für Freiheit und für Menschlichkeit
Sollen wir stehen stets bereit.
Dann erfüllen wir den Gotteswillen
Und können manches Leid auch stillen.

Und um das jetzt zu bedenken,
laßt uns die Gedanken lenken
auf das, was b‘endet die Session:
Mit Aschermittwoch folgt „Passion“.

Wir sehen uns bald wieder lachen,
wenn wir Sommer-Karn’val machen,
und wenn am 11.11. schlupft
der Hoppeditz aus seiner Gruft
grüßen wir uns wieder alle wieder,
singen zur Proklamation die Lieder,
die in unseren Herzen liegen,
von denen wir nie genug wohl kriegen,
hören Büttenreden, sehen Garden.
Bis dahin laßt uns alle warten
Würde- und auch hoffnungsvoll.
Helau Alaaf – es dankt Dirk Stoll!

P.S. Natürlich feiern wir nicht im Sommer Karneval, aber „Sommerliche Veranstaltungen Karnevalistischer Gesellschaften“ paßt nicht ins Versmaß! 🙂

Eine besondere Überraschung des Abends war die Überreichung des Haus- und Verdienstordens des „Clubs ehemaliger Prinzen“ an Vera Evers.

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.