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Fastenpredigt von Dirk Stoll

Aschermittwoch, null Uhr. Das ist der Moment, an dem die Kasseler Narren und Närrinnen traditionell die Orden und Kappen niederlegen. So auch in diesem Jahr beim „Ausklang“ im „Philipp Scheidemann Haus“. Zuvor hatte Pfarrer Dirk Stoll in seiner traditionellen „Fastenpredigt“ auf die Session zurückgeschaut. Er gedachte auch der Verstorbenen Karnevalisten, allen voran des langjährigen Ehrenvizepräsident Werner Reiße. Er war am Starttag der Session, dem 11.11.19 verstorben. Gebetet wurde auch für die Verletzten von Volkmarsen.

 

Was ist das nur für ‘ne Session,

die nun will geh’n zu Ende schon:

Freude und Leid – sie prägte sie

In einem Maß, so wie noch nie.

 

Da kam das neue Prinzenpaar

Charmant stand’s hier im letzten Jahr:

da tat die Nachricht angelangen,

daß Werner Reiße ist gegangen.

 

Ihn ehrten wir gleich an dem Abend,

der dennoch war doch sehr erlabend,

denn auch die Freude durfte sein,

als das Silberpaar kam herein.

 

Und schnell dann kamen wir zum Lachen

Über das, was Prinzessinnen so machen,

wenn sie nicht mehr im Amte sind –

der Frohsinn kam zurück geschwind.

 


 

Es folgte der Eröffnungsreigen,

wo alle sich dann gerne zeigen

mit dem, was sie so einstudiert.

Manch seltsames dabei geschieht.

 

So wollte da doch eine Frau

Keinen Elferratsplatz – ja, genau!

Ich dachte schon, ich höre schlecht:

Nein, Elferrat sei Männerrecht

 

Denn der sei nur für „Wilke“ gut!

Na, wenn die uns da so abtut,

dann wundert‘s schon, daß sie dann wild

von Männern macht nur Bild um Bild!

 

Nein, sie wolle lieber sehen,

wenn scharfe Jungen tanzen gehen.

Doch als danach die Spiceboys kamen,

da sagte ich ganz schnell noch: Amen,

 

wer sich an so etwas kann laben,

muß wohl dies Lieblingslied dann haben:

 

Einen Herrn, der alle Damen schlägt

Und der die Peitsche trägt,

den wünsch ich mir heut nacht!

Einen Herrn, der alle Damen schlägt

Der sie mit Schlägen hegt

Bis daß die Schwarte kracht!

 

Ester, hör hier auf den Beichtvater:

Such dir schnell nen gut‘ Psychiater!

 


 

Die Jahreszeit schritt ran sodann,

das neue Jahr fing herrlich an:

Prinzenempfang, Sparkassenkarneval

(auch wenn nicht immer voll der Saal)

 

Und alle darauf dachten schon:

Jetzt noch das Ende der Session,

an die nachher man schließlich dann

sich gerne mal erinnern kann.

 

Doch mit dem endgültigen Exit

Von Boris Johnson mit dem Brexit

da gingen die Probleme los

(nicht nur in Britain allein bloß –

 

Denn dort ging es ja schon sehr schief,

als every Day May Mayday rief.)

Doch gibt’s zum Karn’val kein Bezug,

auch wenn sie Narren hab’n genug.

 


 

Der ist schon mehr bei uns zu sehen,

Thüringen war nicht zu verstehen,

aber die Folgen könnten sein

daß Karneval sich bald stellt ein:

 

Mancher meint zwar, nichts wär‘ öder

wenn Kanzlerkandidat der Söder,

doch zumindest von der Kostümierung

wär’s ‘ne unschlagbare Regierung.

 

Und auch, wenn er den Mund aufmacht,

da würde auch sehr viel gelacht.

Besonders, wenn Bavaria One

Den Seehofer entsorgt irg’ndwann!

 

Die Reden schreibt dann – das ist schlauer –

Die Annegret Kramp-Karenbauer.

Als Rechtsreform beendet sie

Genderstern und Binnen-I.

 

Und Patrick Hartmann ist sodann

Regierungsschiffes Steuermann.

Als Pressesprecher kommt ein frischer:

Da stellen wir den Fullefischer.

Und Männerbeauftragte wird dann

Die liebe Ester Kalveram!

 

Ein solches Kabinett wär‘ fein,

denn dann stellt sich dort Frohsinn ein.

Und das wär doch viel vorteilhafter

Als AFD-ler … oder AFDer!

 


 

Der Sturm aufs Rathaus fiel dann aus,

denn in Hanau geschah ein Graus.

Ne Tat wie diese darf nicht sein:

Gemeinsam zogen wir drum ein

 

Und zeigten, daß wir immer schon

Waren für die Integration

Ob alt, ob jung, von hier und dort:

Wir jagen niemanden hier fort!

 

Wir wollen hier keine Gewalt!

Und so erklären wir dann halt:

Brandstifter dürfen niemals rein

Und auch noch Regierende dann sein!

 

Die haben hier gar nichts zu suchen,

wenn sie auf andere dann so fluchen,

wenn sie an Verschwörung‘ hängen,

wonach die Andern woll’n verdrängen

 

sie aus dem „Christlich Abendland“ –

dabei ist ihnen nicht bekannt,

wo ihre nächste Kirche steht –

daß es dabei auch darum geht!

 


 

Daß aber andere Parteien

Sich in dieser Lage scheuen,

und als Verordnete der Stadt,

die uns so viel zu bieten hat,

 

in der StaVo woll’n lieber schweigen

statt mit uns Flagge hier zu zeigen,

das betrübt nicht nur mich sehr.

Auch wenn der eine kommt nicht her

 

(als Oberster des Landes Hessen

Darf er nun wirklich nicht vergessen,

daß es auch noch den „Süden“ gibt –

auch wenn „Trans-Bauna“ nicht beliebt),

 

dann ist das wohl die eine Sache.

Doch hier nicht stehen auf der Wache,

und mit uns stehen für Menschlichkeit:

Das wär für alle an der Zeit!

 


 

Und schrecklich ist natürlich das,

wenn einer gibt absichtlich Gas,

um möglichst viele zu verletzen.

Da kann man sich nicht reinversetzen!

 

Menschen, die da feiern wollen,

die ausgelassen da rumtollen,

so hinterhältig anzugreifen:

Wie kann nur so’n Gedanke reifen?

 

Ne Antwort finden, könn’n wir nicht

In dieser grausamen Geschicht‘.

Volkmarsen läßt wohl keinen kühl:

Euch allen gilt das Mitgefühl!

 


 

Unsere Gedanken gelten denen,

die ein Opfer sind von jenen.

Ob Istha, Hanau, überall,

wo Gewalttaten sind der Fall:

 

Wir g‘denken derer, die betroffen,

mit allen Menschen wir da hoffen,

daß sie steh’n stets in Gottes Hand,

in unser aller Heimatland!

 

So laßt euch bitten, zu erheben:

Wir danken hier, als die hier leben,

all denen, die uns brachten bei,

was wahrer Frohsinn wirklich sei.

 

Sie, die nun sind bei den Ahnen,

sie alle wollen uns gemahnen,

daß wir die Tradition erheben,

daß wir hier alle lassen leben,

 

daß Narretei nie darf nicht verletzen

und gegen andere nicht hetzen,

sondern daß wir Freunde sind,

von hier, von dort, ob alt, ob Kind:

 

Ihr Andenken, das mach‘ uns stark,

das Ziel, es geh in Bein und Mark:

Dafür gilt ihnen das Gedenken.

 

Zwischenspiel

 

Ich danke euch für das Gedenken,

ihr dürft euch wieder senken,

zurück auf euren Sitz sodann.

Der Aschermittwoch rückt heran.

Und damit endet Frohsinn nun:
Mit Jesus Christ hat das zu tun.

 

Er ging hinauf in jene Stadt,

die sagenhaft „zwölf Tore“ hat,

Jerusalem – das war sein Ziel,

wo er in Feindes Hände fiel.

 

Auch dort war „Haß“ der Grund, daß er

Ans Kreuze mußt – gelitten sehr

Befahl er seine Seele dann

Letztendlich seinem Vater an.

 

Der ließ ihn nicht im Tod vergehn,

am dritten Tage auferstehn,

damit wir alle dürfen leben:
Nicht nur eine „Elite“ eben,

 

sondern alle Menschen gleichermaßen:

Da läßt Gott wirklich nicht spaßen,

Wir seine Ebenbilder sind –

Dafür danket ihm geschwind.

 

Und denkt in der nun beginn’den Zeit

Auch hin und wieder mal so weit,

daß es mehr gibt als Leid und Schmerz,

als Lachen und ein frohes Herz:

 

Der Tod, er hat die Macht verloren,

in der Auferstehung wiederg’boren

sind alle dann am Ostermorgen.

Wir brauchen uns nicht machen Sorgen,

 

was mit uns einmal wird geschehn,

wenn wir aus dieser Welt rausgehn,

Denn Gottes Kinder sind wir all –

Auch jenseits hier vom Karneval.

 

So können wir nun heute lassen

Von Frohsinn – und uns dann befassen

Mit allem Leid in dieser Welt,

das es gibt unterm Himmelszelt.

 

Doch wenn der Ostermorgen kommt,

dann dürfen wir auch wieder prompt

Dem Tode ins Gesichte lachen –

Er kann uns wirklich nichts mehr machen.

 

Und freuen uns dann also schon

Auf die kommende Session:

Am 11.11. dieses Jahr

Sehn wir ein neues Prinzenpaar.

 

Und dann erschallt Alaaf Helau

Wieder hier in diesem Bau,

der dann auch wieder sei so voll:

Helau, Alaaf, es dankt Dirk Stoll.

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